Luxus im historischen Kontext

Begrifflicher Ursprung

Das Wort „Luxus“ stammt ursprünglich aus dem Lateinischen und lässt sich sinngemäß sowohl in positiver, wie auch in negativer Weise ableiten. Während der Begriff einerseits das besonders Prunk- und Prachtvolle beschreibt, steht „Luxus“ andererseits auch für Maßlosigkeit und Verschwendung.

Während diese Differenzierung gerade in früheren Epochen eine entscheidende Rolle spielt, lassen sich auch noch heute beide Betrachtungsweisen anhand alltäglicher Beispiele deutlich machen: Bezeichnet man Etwas umgangssprachlich als „Luxus“, so sind exklusive Genussmittel gemeint, die gegenüber anderen Gütern herausragen und somit von der Gesellschaft einen besonderen Wert zugeschrieben bekommen. Dazu zählen beispielsweise edle Zigarren und teure Weine, aber auch seltener Schmuck und kostbare Uhren. Sie sind ein Teil des gehobenen Lebensstandards – für die Befriedigung der Grundbedürfnisse eines Menschen zunächst jedoch überflüssig. Eine solche historisch geprägte Sichtweise spiegelt sowohl die Exklusivität, als auch den ausschweifenden Aspekt des Wortes „Luxus“ deutlich wieder.

Bei der Begriffsbestimmung ist weiter zu berücksichtigen, dass sowohl eine Unterscheidung hinsichtlich materiellem (Luxusgüter aller Art) und immateriellem (Gesundheit, Freizeit, etc.), als auch zwischen qualitativem (hohe Qualität) und quantitativem (große Anzahl) „Luxus“ vorgenommen werden kann.

Die Sieben Todsünden

Zu Zeiten des Mittelalters wurde jegliche Form des „Luxus“ von geistlichen Vertretern verurteilt und der Unzucht gleichgestellt. So verwundert es wenig, dass die Wollust (Ausschweifung, Genusssucht) als eine schlechte Charaktereigenschaft des Menschen den Sieben Todsünden (peccatum mortiferum) zugeschrieben wurde. Das sogenannte Laster „Luxuria“ galt aus christlicher Sicht als besonders schwerwiegende Sünde, die nicht mit den Lehren der Zehn Gebote zu vereinen ist.

Währen die Kirche ein anspruchsloses Dasein predigte, gerieten die Geistlichen zu Beginn des 13. Jahrhunderts selbst in die Kritik. Zahlreiche Reformatoren, darunter Persönlichkeiten wie Martin Luther, warfen insbesondere den geistlichen Oberhäuptern ein luxuriöses und ausschweifendes Leben vor. In Anbetracht kirchlicher Werte wie Armut und Einfachheit wurden sogar christliche Kunstwerke und Schmuckelemente innerhalb von Gotteshäusern in Frage gestellt.

Luxusverbot

Immer wieder versuchten Herrscher verschiedener Länder und unterschiedlicher Epochen eine Ausbreitung von Luxusgütern durch Gesetze oder Sanktionen zu verhindern. Auf diese Weise sollten einerseits ethische Grundsätze bewahrt, andererseits auch ein Auseinanderklaffen von sozialen Ständen verhindert werden.

Ein bekanntes Beispiel trug sich im Jahre 1562 zu. In jener Zeit erließ der Doge Gerolamo Priuli die Anordnung, dass Gondeln in Venedig nur noch ein schwarzes Äußeres aufweisen durften. Andere Farbtöne waren fortan nicht mehr erlaubt, wodurch eine Prunksucht unter den Gondolieren verhindert werden sollte.

Prunkvolles Schloss Versailles

Mit stetig wachsenden Handelsbeziehungen und dem Aufbau großer Manufakturen schafften etliche Bewohner den Weg zum vermögenden Bürger. Die Entwicklung hatte zur Folge, dass sich auch die Einstellung vieler wohlhabender Menschen gegenüber exklusiven Gütern wandelte.

Anfang des 17. Jahrhunderts gehörte „Luxus“ dem wirtschaftlichen Leben an und wurde von der Bevölkerung in Form von prachtvollen Kleidern oder aufwendiger Architektur öffentlich repräsentiert. Gerade reiche Kaufleute der Oberschicht sowie Angehörige des Adels trugen zu diesem Wandel bei. Insbesondere König Ludwig XIV. galt mit seinem prunkvollen Schloss Versailles als Vorbild für ganz Europa.

Dennoch war „Luxus“ auch zu dieser Zeit in weiten Teilen der Gesellschaft nach wie vor umstritten. Schriftsteller Bernard Mandeville nannte den „Luxus“ in seinem Werk „Bienenfabel“ (1714) ein privates Laster, erkannte allerdings auch dessen Nutzen für ein florierendes Wirtschaftsleben.

Einführung von Luxussteuern

Anfang des 19. Jahrhunderts galt das Streben nach Wohlstand als berechtigte Suche nach dem persönlichen Glück. „Luxus“ wurde mehr und mehr zum Wirtschaftsfaktor, sodass ein Teil seiner moralischen Bedeutung verloren ging. Erste europäische Länder begannen mit der Einführung von Steuern auf damalige Luxusprodukte wie Fotoapparate, Plattenspieler oder auch Armbanduhren. Dazu gehörten Frankreich (1917), Deutschland (1918) und Österreich (1922).

Das wirtschaftliche Verständnis von „Luxus“ sowie die fortschreitende Industrialisierung hatte eine rasante Entwicklung des exklusiven Marktes zur Folge. So wurden beispielsweise in touristisch wertvollen Regionen wie beispielsweise St.Moritz, Nizza, London oder auch Paris hochwertige Hotels und Kurhäuser errichtet. Wer es sich leisten konnte, genoss dort seinen Urlaub, entspannte bei Schönheitsbehandlungen oder erlebte rauschende Ballnächte im Kreise wohlhabender Gäste. Viele dieser luxuriösen Standorte früherer Zeiten konnten ihr herausragendes Image bis heute bewahren.

Obwohl Luxusgüter früherer Zeiten, wie beispielsweise das Automobil oder eine Haushaltsmaschine, aufgrund des technischen Fortschritts immer mehr Gesellschaftsteilen zugänglich gemacht wurden, hat der Reiz an „Luxus“ bis in die heutige Zeit bestand.

Luxus im Wandel

„Luxus“ lässt sich als ausgesprochen facettenreich beschreiben und hat im Laufe der Epochen einen starken Wandel durchlaufen. Noch heute lässt sich der Begriff nicht verallgemeinert festschreiben, sondern ist stets im zeitlichen und ethischen, aber gerade auch im subjektiven Kontext eines jeden Menschen zu sehen.

Dennoch sind Luxusprodukte aller Art in der modernen Zeit nicht mehr wegzudenken. Für eine Vielzahl von Menschen handelt es sich dabei um ausgesprochen erstrebenswerte Güter, die für Werte wie Kostbarkeit, Schönheit, Komfort oder auch Innovativität stehen. „Luxus“ symbolisiert Produkte aus herausragenden Materialien und filigraner Fertigung, von hoher Qualität und technischem Fortschritt, ebenso wie von absoluter Seltenheit und von unschätzbarem Wert.

Unter Vewendung folgender Quellen:
Wikipedia / Luxus | Wikipedia / Todsünde | Historisches Lexikon der Schweiz / Luxus